1871 bis 1880



1881

 

 

„Neukalen, den 7. Juni 1881

In der heutigen Versammlung wurde

1. Die Rechnung vom 1. Mai 1880 bis 30. April 1881 in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen, und fand sich dabei zu erinnern

a) das der eingegangene Beleg No 18 zur Ausgabe über 1,30 M an die Rostocker Zeitung nicht vorhanden, und erklärte Zunftschreiber Zingelmann daß er solchen zur nächsten Rechnung einreichen werde.

b) der Beleg No 19 zur Ausgabe lautet auf 7,46 M statt richtiger auf 6,46 und ist daher zur folgenden Rechnung von den Kassenschreiber Meyer wieder in Einnahme zu stellen.

Der vorige Vorschuss des Zunftschreibers von 10,69 M ist in Ausgabe gestellt.

  Die Einnahme hat betragen            720,40 M

  Die Ausgabe dagegen                     702,60 M

  Mithin Kassenbestand                      17,80 M

Gegen  die Rechnung fand sich weiter nichts zu erinnern.

2. Der diesjährige Königschuß wurde auf den 21. und 22. Juli d. J. angesetzt.

3. Die Versammlung an den Königschusstagen geschied im Rathhause.

4. Die Committemitglieder in diesen Jahren dieselben wie früher.

5. Die Musik so wie die Trommelschläger besorgt wie immer die Committe ebenso.

6. Die Anfertigung der Scheiben.

7. Zur Rechnungsrevisoren zur nächsten Rechnung werden die Kaufleute Salchow und Broder wieder gewählt.

8. Die Bestimmung sub 12 bleib von Bestand.

9. An dem 1sten Königschusstage soll von 1 bis 3 Uhr Nachmittags und am 2ten Königschusstage von 12 bis 2 Mittags eine Pause eintreten so daß während dieser Zeit kein Scheibenschießen stattfindet.

10. In diesem Jahre soll an dem ersten Königschusstage der Ball im Gastwirt Brugerschen und am 2ten Königschusstage im Gastwirt Lagemannschen Lokale stattfinden womit die beiden betreffenden Gasthofbesitzer sich einverstanden erklärten.

11. Die Einnahme des Entrees in welcher Hinsicht die früheren Bestimmungen von Bestand bleiben, an den 1sten Königschusstage Soll und August Benduhn und am 2ten Königschusstage Tischler Peters und Böttcher Warncke übernehmen. Das Arrangement der Tänze werden Borchert, H. Lüders, und Niemann übernehmen.

12. Den langjährigen Zunftmitgliedern Chr. Krüger und Ladewig soll gestattet sein ohne Gewehr auszumarschieren.

13. Auf den Antrag des Scheibenträgers Barnewitz vom 7. d. M. um freie Beerdigung für sich und seine Frau im Falle ihres dereinstigen Ablebens wurde der weitere Beschluss bis dahin ausgesetzt daß sich einer dieser Todesfälle ereignet.

                 E. Salchow     G Meyer     Aug. Kossow     Ad. Wagenknecht     Busch” 

 

Inserat im „Öffentlichen Anzeiger ...“:

„Der Königschuß in Neukalen findet in diesem Jahre am 21. und 22. d. M., sowie die Nachfeier desselben am 24. d. M. in bekannter Weise statt, und ladet dazu alle Freunde dieses Volksfestes hiermit ein.                                    Die Fest – Committe.

                                                             G. Meyer     Aug. Kossow     Ad. Wagenknecht”

 

 

1882

 

 

„Neukalen, den 30 Mai 1882

In der heutigen Versammlung wurde

1. Die Rechnung vom 1. Mai 1881 bis 30. April 1882 in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen. Die Munituren zur frühren Rechnung sind erledigt. Gegen die neue Rechnung fand sich zu bemerken, daß für den verstorbenen Schuster Gertz die Trägergebühren mit 7 M nicht vereinnahmt wurden und beschloss die heutige Versammlung auf solche zu verzichten.

  Die Einnahme hat betragen             722,11 M

  Die Ausgabe dagegen                      573,48 M

  Mithin Kassenbestand                      148,63 M

Gegen die Rechnung fand sich nichts zu erinnern.

2. Der diesjährige Königschuss ist auf den 13. und 14. Juli d. J. festgesetzt.

3. Die Versammlung an den Königschusstagen geschied im Rathhause.

4. Wurden für die nächsten folgenden 3 Jahren durch Stimmenmehrheit zu Deputierten gewählt die Zunftbrüder Georg Meyer, Kaufmann A. Lange, Bäcker Aug. Kossow.

5. Die Annahme der Musik und Trommel in diesem Jahre wird die Committe besorgen gleichfalls auch die Anfertigung der Scheiben und Knöpfe.

6. Die Revision der nächsten Rechnung werden die Zunftbrüder Salchow und Broder übernehmen.

7. Die Bestimmung sub No 12 in der Versammlung am 18. Mai 1880 bleibt von Bestand.

8. Die Bestimmung sub 9 im vorigen Jahre bleibt von Bestand.

9. Am 1sten Königschusstage findet der Ball im Lagemannschen und am 2ten Königschusstage findet im Brugerschen Lokale statt.

10. Die Bestimmung sub 11 bleiben gleichfalls vom vorigen Jahre von Bestand und werden die dort angeführten Personen nach Vereinbarung unter sich die Dienste übernehmen.

11. Auf Vortrag des Zunftschreibers Zingelmanns das die Leichenträger mit der bisherigen Renumeration von 9,75 M nicht zufrieden wären und nur mit Mühe Leichenträger zu bekommen wurde beschlossen denselben vom 1. Mai d. J. an einstweilen p. Jahr eine Vergütung von 11 M zu geben widrigenfalls man sich veranlasst sehen werde in vorkommenden Fällen die Leichen fahren zu lassen.

12. Wurde beschossen daß am 2ten Königschusstage das Hauptgewinn nur auf die 3 Schüsse des Ganges der Schützenmitglieder fallen soll.

13. Soll bei der städtischen Sparkasse von dem Kassenvorrate der Betrag von 100 M zinsbar belegt werden.

    Geschlossen   E Salchow     L Mau     G Meyer     Aug. Kossow     Busch     Aug. Lange“

 

Aus dem „Öffentlichen Anzeiger ...“:

„Neukalen, den 9. Juni.

Der diesj. Königschuß findet am 13. und 14. Juli, die Nachfeier am 16. Juli statt. Der diesjährige Königschuß in Neukalen findet am 13.,  14. und 16. Juli statt und laden wir mit dem Bemerken dazu ein, daß an dem Gewinnschießen der beiden letzten Festtage auch Fremde teilnehmen können. Unsere Festmusik wird von Trompetern des Demminer Ulanen – Regiments ausgeführt und können wir auch wohl in dieser Hinsicht einen guten Genuss versprechen.                                                                       Die Festkommitte.

                                                                        G. Meyer          A. Kossow          Aug. Lange

 

Neukalen, den 14. Juli. Das zum Schützenfest hier weilende Trompeterkorps des Demminer Ulanenregiments gibt Sonnabend, den 15. d. M., nachmittags 3 Uhr, im Gartsbruch ein mit gutem Programm gewähltes Konzert.

 

Neukalen, 24. Juli. Unser diesjähriger Königschuß wurde am 13., 14. und 16. Juli abgehalten, war vom Anfang bis zum Ende vom Schönsten Wetter begünstigt und verlief in allen seinen Teilen sehr gut. Zur Verherrlichung des Festes trug nicht wenig die gute Musik bei, welche von den Trompetern des Demminer Ulanenregiments ausgeführt wurde. Als außergewöhnlich wurde von diesem Musikkorps am Sonnabend, den 15. Juli auf dem Schützenplatze ein Konzert gegeben, welche in musikalischer Hinsicht uns einen so schönen Genuss brachte, wie er uns nur selten hier geboten wird. Den besten Schuss tat am ersten Festtage der Töpfermeister Herr Karl Rothenhäuser und wurde derselbe als diesjähriger Schützenkönig eingebracht.“

 

Schützenkönig 1882 wurde Carl Rothenhäuser (Töpfermeister)

 

 

1883

 

 

„Neukalen, den 15. Mai 1883

In der heutigen Versammlung wurde

1. Die Rechnung vom 1. Mai 1882 bis zum 30. April 1883 in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen es fand sich dagegen zu erinnern

a) das mehrere Ausgabe – Beläge nicht von den Mitgliedern des Vorstands zur Auszahlung nicht assignirt worden und hat Berechner solche Unterschrift für die Zukunft zu verlangen.

b) Es fehlen in Capidt IV der Einnahme an Zuschuss die Einnahme Beläge über die vom fremden Schützen gezahlten Beiträge, so wie über die erhobenen Eintritts Gelder an den Ballabenden, und sind für die Zukunft solche Beläge der Rechnung anzuschließen. Der vorjährige Kassenbestand von 148,63 M ist richtig transportiert.

  Die Einnahme hat betragen                  865,13 M

  Die Ausgabe                                         789,98 M

  Mithin Kassenbestand                            75,15 M

Das vorgelegte Einlagebuch Nr. 169 der städtischen Sparkasse hierselbst ergab einen Vermögensbestand p. 5. Juni 1882 von 101,60 M. Das Sparkassenbuch ist den Berechner übergeben.

2. Die Königschusstage sind auf den 19. und 20. Juli d. J. angesetzt.

3. Die Bestimmungen sub. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, der vorjährigen Versammlung bleiben von Bestand.

4. Der Ball am ersten Königschusstage findet bei Gastwirt Bruger und am 2ten beim Gastwirt Lagemann statt.

5. Die Bestimmungen sub. No. 11 der vorjährigen Versammlung bleiben gleichfalls vonBestand.

    E. Salchow     L Mau     G Meyer     Aug. Kossow     Aug. Lange     Busch“

 

 

1884

 

 

„Neukalen, den 3. Juni 1884

In der heutigen Sitzung wurde beschlossen

1. Die Rechnung vom 1 Mai 1883 bis 30. April 1884 wurde in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen.

  Die Einnahme hat betragen     807,95 M

  Die Ausgabe                            703,96 M

  Mithin Kassenbestand             103,99 M

Gegen die Rechnung hat sich nichts zu monieren und ist das vorgelegte Sparkassenbuch No 169 lautend auf 151,60 M den Berechner Zingelmann zurückzugeben mit der Aufgabe von den Kassenbestande 75 M in bevorstehenden Johannis – Termin bei der hiesigen Sparkasse zu belegen.

2. Die Königschusstage sind auf den 17. und 18. Juli d. J. angesetzt.

3. Die vorjährige Bestimmungen sub No 3, bleiben auch für dies Jahr von Bestand. 

4. Der Ball am ersten Abend findet bei Lagemann und am 2ten Abend bei Bruger statt es wird hierbei bestimmt das kein Entree erhoben wird jedoch der Zutritt zu den Bällen nur den wirklichen Schützenbrüdern mit ihren Familien zusteht, jedoch soll es nach zuvoriger Meldung bei den Committe Mitgliedern gestattet sein, das hiesige bei Gericht oder sonstigen Behörden Angestellten wie auch auswärtige Personen welche zum Besuch der Zunftmitglieder sind der Zutritt nach eingeholter Genehmigung der Committe gestattet sein soll.

5. Da zum tragen der Leichen qualifizierte Personen nicht mehr heranzuziehen sind so ist der Totenwagen der hiesigen Totenbeliebung bisher mitunter benutzt. Die Vergütung für den Wagen beträgt 1,50 M und für den Fuhrmann 2 Mark, auf dieser Weise werden 6 Träger entbehrt und dadurch 66 Mark jährlich verfügbar. Man will dies Verhältnis noch für 1 Jahr weiter bestehen lassen hierbei wurde noch bestimmt daß für die Beerdigung großer Leichen, für nicht angehörige der Schützenzunft von bisher 7 Mark hinfüro 9 Mark zu erheben sind da durch die Gestellung des Leichenwagens größere Ausgaben erwachsen. Die 6 Träger beim Leichenwagen sollen in Zukunft jährlich 12 Mark erhalten.

6. Der Offizier Seiler Glasow hat aus gesundheits Rücksichten sein Amt niedergelegt und ist durch Stimmenmehrheit als Offizier bei der ersten Kompanie der Töpfermeister Carl Rothenhäuser welcher aber nicht anwesend war gewählt.

7. Da der Kommandeur Busch der Schützenzunft welcher bisher die Charge die Stelle eines Hauptmann zur 1sten Kompanie mit bekleidet hat, und wegen seines hohen Alters eines Gehilfen bedarf, so ist per Acclamation der Zunftbruder Steuer Controleur Vollrath als Hauptmann und Kommandeur der 1sten Kompanie erwählt.

                        E Salchow     L Mau     G Meyer     Aug. Lange     Aug. Kossow     Busch“

 

Noch viele Jahre später amüsierte man sich über das Kommando des Kommandeurs Busch (sein Spitzname war Vetter Busch) beim Antreten der Zunft:

„Nun stellt juch man wedder so upp as vörrig Johr, mit´n Mors na die Apteik – Apteik, mit´n Buuk na´t Rathus – Rathus unn denn gahn wie los.“

 

1884 wurde der alte Schützenplatz am Warsower Weg dem Seiler Krüger von der Schützenzunft überlassen. Dieser erbaute seinen Schuppen neben einem abgebrochenen Kalkofen auf.

 

 

1885

 

 

„Neukalen, den 26. Mai 1885

In der heutigen Sitzung wurde beschlossen

1. Die Rechnung vom 1. Mai 18884 bis zum 30. April 1885 wurde in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen.

  Die Einnahme hat betragen              942,89 M

  Die Ausgabe hat betragen                853,96 M

                                                                  88,93 M

Nach Monito 2 und 3 des Revisions Berichtes hat sich der Berechner zu seinen Nachteil um 2,50 M verrechnet und sich solche in der nächstjährigen Rechnung in Ausgabe zu stellen.

2. Wurde beschlossen daß die Vermessung der Budenplätze wie bisher am Sonnabend nach dem beiden Königschusstagen vermessen werden sollen, und das dem Berechner Zingelmann das Verzeichnis eingehändigt werden soll, wonach die Budenbesitzer am Montag nach dem Königschuss ihre Mieten zu bezahlen haben, wer am Montag nicht bezahlt und die Miete durch einen Boten abholen lässt bezahlt 10 m Strafe.

3. Wurde beschlossen von der vorhandenen Kasse wieder 75 M zu Michaelis dieses Jahres bei der hiesigen Sparkasse zu belegen.

4. Die Königschusstage wurden auf den 16. und 17. Juli festgesetzt.

5. Die Versammlung an den Königschusstagen geschied auf dem Rathhause.

6. Die abgetretenden Committemitglieder Herr Georg Meyer Aug. Lange und Aug. Kossow per Acclamation für die nächsten 3 Jahre wieder gewählt.

7. Die Annahme der Musik und Tambour wird wie bisher der Committe überlassen.

8. § 4 des vorigen Protokolls soll auch in diesem Jahre zur Anwendung kommen zu Ausführung der Überwachung dieses Beschlusses und zur Controlle werden von der Committe 2 Schützenmitglieder gegen ein Honorar bestimmt werden.

9. Der erste Königschussball wird in diesem Jahre in Brugerschen d. 2te im Lagemannschen Lokale abgehalten.

10. Wurde der Versammlung mitgeteilt daß für den bisherigen jetzt kranken Boten Kähler der Schuster Bruhns angenommen.

11. Als Tanzordner an dem ersten Königschussball wurde gewählt Bäcker Anders und Karnatz für den 2ten Abend David Brand und Rothenhäuser.

12. Der Offizier Johan Krüger hat aus gesundheits Rücksichten sein Amt niedergelegt und ist durch Stimmenmehrheit der Schmied Julius Sass gewählt welcher die Wahl annahm.

13. Wurde beschlossen daß diejenigen welche an den Königschusstagen nicht mit ausmarschieren auf ihre Zunftschüsse verzichten müssen, zur Controlle des Ausmarsches haben die Hauptleute Listen zu führen.

14. Dem 40jährigen Mitgliede Kottky sen soll es für die Zukunft erlaubt sein statt eines Gewehres mit den Stock auszumarschieren, wozu ihn der Platz von der Committe angewiesen wird.

    E Salchow     W Reinhardt     G Meyer     Aug. Kossow     Aug. Lange     Busch“

 

Schützenkönig 1885 wurde Ernst Broder (Ackersmann)

 

Laut Schützenzunftrechnung von 1885 / 1886 hatte die Schützenzunft 107 Mitglieder. Als Eintrittsgeld mussten 11 Mark bezahlt werden. Der jährliche Beitrag betrug 2,25 Mark

 

Ausmarsch der „Grandmonarchen“ 1885

 

Die folgende kleine Abhandlung schrieb Carl Voß:

 

„In den Jahren 1884 – 86 wurde hier die Chaussee nach Gnoien gebaut.

Es waren cirka 100 fremde Arbeiter dabei beschäftigt, welche aus aller Herren Länder zusammengewürfelt waren. Hier arbeitete der entlaufene Unteroffizier neben dem ehemaligen Studenten, der bereits seine 14 – 18 Semester absolviert hatte, ohne sein Examen machen zu können. Kurz gesagt, es waren alles Leute, welche im Leben Schiffbruch erlitten hatten und alle gleich mit Schaufel und Hacke arbeiteten. Daher stammte auch ihr Beiname: „Grandmonarchen“! In einer großen Bretterbude, errichtet neben dem Chausseeplan, hausten sie. Nebenan lag die Kantine, aus welcher sie ihre sämtliche Verpflegung erhielten. So im Sommer 1885 das Königschussfest heran, und auch die „Grandmonarchen“ hatten die behördliche Erlaubnis eingeholt, am Sonntag mit auszumarschieren zu dürfen. Für Ruhe und Ordnung zu sorgen, hatte sich der betreffende Schachtmeister für seine Leute verbürgt.

So kam denn der ersehnte Sonntag heran mit allerschönstem Sommerwetter.

Nachmittags um 3 ½ Uhr marschierten denn cirka 40 – 50 Mann im Gleichschritt mit klingendem Spiel vor dem Hause des Bürgermeisters Mau in der Mühlenstraße auf.

Wir wollen uns nun noch einmal unsere Leute genauer ansehen. Ihre Musikkapelle bestand aus 10 Mann mit 4 Kindertrommeln und 6 Blechflöten, a Stück 10 Pfennig. Kaum die Hälfte der Mannschaften hatten Schuhe an, die anderen liefen barfuss, und da es ein schöner Sommertag war, hatten sie nur Hemd und Hose an. Aber alle waren lustig und fidel. So marschierten sie in gleichen Schritt und Tritt nach dem Marschlied „Hinaus in die Ferne“ vor das Haus des Bürgermeisters. Der Tambourmajor, der als Zeichen seiner Würde eine durchlochte Semmel an einem Sacksband um den Hals trägt, bittet den Herrn Bürgermeister auf ein paar Minuten heraus und begrüßt ihn mit folgender Ansprache:

„Sehr geehrter Herr Hofrat! Gestatten Sie mir zunächst, daß ich als Obergrandmonarche Ihnen, Herr Bürgermeister, im Namen aller meiner hier versammelten Kameraden recht herzlich danke dafür, daß Sie uns eine große Freude bereitet haben, indem Sie es uns ermöglichten, an dem heutigen Volksfeste als Ehrengäste teilzunehmen. Wir bitten Sie, unserer äußeren Ausstattung keiner peinlichen Musterung zu unterziehen, denn bei uns heißt es: „Omnia mea, mecum porto“ (Alles was wir besitzen, tragen wir auf dem Leibe). Doch, alles was wir an haben, ist rein und sauber; gleichfalls ist das Herz jung und froh. Und nun genehmigen Sie, hochverehrter Herr Hofrat, unsere allergrößte Hochachtung. Wir bitten Sie, behalten Sie die Grandmonarchen in gutem Gedenken. Und nun bitte ich Euch, liebe Monarchen, mit mir einzustimmen in den Ruf: „Der Hofrat Mau soll leben, vivat hoch – hoch – hoch.“ Aus vierzig kräftigen jungen Kehlen klang das Hoch in die stille Straße hinaus. Alsdann ging es ohne Tritt zum Marktplatz, woselbst sie im Anschluss an die Zunft den Ausmarsch nach dem Gartsbruch mitmachten und daselbst einen frohen Nachmittag verlebten. Es waren lauter gesunde frohe Menschen. Was konnten sie dafür, daß das Schicksal sie aus der Bahn geworfen hatte? Sorgen machten sie sich nicht, und war die eine Chaussee fertig, so fingen sie bei der nächsten an.

Die Grandmonarchen verlebten also hierorts im Gartsbruch einen feuchtfröhlichen Nachmittag. In der Bude von Hanning Jörß, dem Herbergswirt, gab es ein Seidel Bier für 10 Pf. und einen großen Schluck für 5 Pf. Es ging alles friedlich zu. Kaum es einmal, oder schien es so, als ob es Lärm und Streit geben würde, so beförderte der Schachtmeister Hunger mit ein paar handfesten Gesellen die betreffenden Kampfhähne seitwärts in die Büsche.

Ob am Abend beim Einmarsch in die Stadt die Monarchen noch ebenso gerade in Reih und Glied wie am Nachmittag marschierten, darüber war in den Akten nichts zu finden.“

 

 

1886

 

 

„Neukalen, den 15. Juni 1886

In der heutigen Versammlung wurde bestimmt

1. Die Rechnung vom 1. Mai 1885 bis zum 30. April 1886 wurde in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen.

  Die Einnahme hat betragen          876,43 M

  Die Ausgabe dagegen                   866,02 M

  Mithin bleibt Kassenbestand          10,41 M

Vom Kassenberechner sind die im vorigen Jahren monierten 2,50 M in Ausgabe gestellt. Von der Revisions – Committe ist moniert daß auf Beleg 21 nur 45 M statt richtiger 45,50 M aufgeführt worden, und sind daher zur nächsten Rechnung 50 Pf. in Ausgabe zu bringen. Außerdem wurde noch hervorgehoben daß die Ansätze für Anfertigung der Scheiben anscheinend zu hoch und solche billiger zu haben wären, außerdem bemerkte noch Herr Broder das im vorigen Jahre noch eine Scheibe vorrätig gewesen und nach Beendigung des vorigjährigen Königschusses von den angefertigten 4 Scheiben noch eine übrig geblieben, so daß jetzt 2 Scheiben vorrätig sein würden. Durch die Committe wird dieserhalb das Weitere zu rescherschiren sein. Belägt sind im vorigen Jahre bei der Städtischen Sparkasse laut produzierten Sparkassen No 169 75,- M.

2. Die Königschusstage wurden auf den 15. und 16. Juli d. J. festgesetzt, und soll um Erlaubnis zu Nachfeier am 18 höheren Orts erbeten werden.

3. Die Bestimmung No 5, 7 und 8 des vorjährigen Protokolls bleiben von Bestand.

4. Der erste Königschussball ist in diesem Jahre i, Lagemannschen und der 2te im Brugerschen Lokale.

5. Als Tanzordner am Ballabend sind bei Lagemann Ackersmann Wilhelm Mamerow und Rentier Felix Meyer und am Ballabend bei Bruger Schlachter Ernst Lüder und Rademacher Niemann gewählt.

6. Nr. 13 des vorjährigen Beschlusses bleibt von Bestand.

7. Zur Vermeidung von Irrungen ist ad Nr. 4 noch bestimmt daß die Schützenbälle am 1sten Abend bei Gastwirt Lagemann und am 2ten Abend bei Gastwirt Bruger stattfinden, also nicht wie früher am ersten Abend in beiden Lokalen.

8. Wurde für den verstorbenen Hauptmann Rugenstein der Leutnant Salchow durch Acclumation, und der Schumacher Carl Soll durch Abgabe von Stimmzettel zum Leutnant gewählt.

     L Mau     G Meyer     Aug. Lange     Aug. Kossow     Salchow“

 

 

1887

 

 

„Neukalen, den 31. Mai 1887

In der heutigen Versammlung der Schützenzunft wurde

1. die Rechnung pro 1. Mai 1886 bis 30. April 1887 in ihren einzelnen Ansätzen und Belägen durchgegangen, wogegen von der Revisions – Committe keine Munitur erhoben worden, und auch solche von den Schützenbrüdern heute nicht erhoben wurde.

  Die Einnahme hat betragen             897,06 M

  Die Ausgabe dagegen                     704,15 M

  Mithin Kassenbestand                     192,91 M

Der vorjährige Kassenbestand ist mit 10,41 Mark richtig transportiert. Nach dem vorgelegten Einlagebuch der hiesigen Sparkasse Nr. 169 sind für die Schützenzunft

  belegt                                               236,79 M

                                                und       75,00 M

                                          Summa     311,79 M  und wird dem Kassenberechner empfohlen 150 Mark davon bei der Sparkasse zinsbar zu belegen.

2. Die Königschusstage wurden auf den 14. und 15. Juli d. J. angesetzt.

3. Die Bestimmungen des Protokolls in N. 5,7 und 8 d. J. 1885 bleiben ferner von Bestand.

4. Der Ball am 1. Königschusstage findet im Brugerschen und am 2. Tage im Lagemanschen Lokale statt.

5. Als Tanzordner am Ballabend bei Bruger sind Schlachtermeister Ernst Lüders und Lückstaedt dagegen am 2ten Ballabend Töpfer Rothenhäuser und Schumacher Joers gewählt.

6. No 13. des vorjährigen Beschlusses bleibt von Bestand.

7. Der langjährige Zunftschreiber und Berechner Ackersmann G. Zingelmann hatte in Berücksichtigung seines hohen Alters, seine Entlassung beantragt. Anwesende dankten denselben für seine langjährige treue Geschäftsführung bei Erhebung von ihren Sitzen.

8. Für den abgehenden Zunftberechner Zingelmann, ist auf den Vortrag des Herrn Bürgermeister Mau in Gemäßheit Artikel 13 der Confirmations Akte vom 31. März 1788 der Kaufmann A Lange ernannt und hat solcher die Wahl angenommen. Zur Führung der Schussliste an den beiden Königschusstagen und am Sonntage wird der Committe die Ernennung der betreffenden Persönlichkeit überlassen. Den Berechner Lange ist das Einlagebuch No 169 übergeben im gleichen auch die Confirmations Urkunden 1776 und 1788. Den Berechner ist außerdem die Rechnung p. 1. Mai 1886 bis 30. April 1887 nebst Belegen übergeben, und ihn aufgetragen seiner nächsten Rechnung, einen Vermögensconspect voraufgehen zu lassen.

9. Da die Totenträger meist alte bejahrte Personen sind, und daher zum tragen der Leichen sich nicht mehr qualifizieren, jüngere kräftige Leute aber für die jährliche Vergütung von 12 M nicht zu haben sind, so ist beschlossen, daß das Leichengeld für das Tragen, von 9 auf 10 M für die Leiche vom 1. Juni d. J. an erhöht werde und der Zunftberechner hiernach beauftragt werde kräftige Leute zum tragen zu 18 Mark a Jahr anzunehmen.

    L Mau    G Meyer     Aug. Kossow     Aug. Lange     E Salchow     Georg Zingelmann“

 

Schützenkönig 1887 wurde A. Clasen (Schmied)

 

 

1888

 

 

„Neukalen, den 22. Mai 1888

In der heutigen Versammlung der Schützenzunft wurde

1. die Rechnung pro 1. Mai 1887 bis zum 30. April 1888 in ihren einzelnen Ansätzen und Belegen durchgegangen, wogegen von den Revisoren und Committe keine Munituren erhoben wurde. Von den vorjährigen Kassenbestande sind 150 M laut Sparkassenbuch der städtischen Sparkasse belegt und beträgt die gesamte Spareinlage 479,54 M.

  Die gesamt Einnahme hat betragen             1051,51 M

  Die gesamt Ausgabe                                      916,85 M

  Mithin Kassenbestand                                    134,66 M

Restandten sind nach Pag 3 der Rechnung auch noch 6,75 M welche beim Eingehen in der nächsten Rechnung in der Einnahme zu bringen. Gegen die Rechnung überhaupt wurde von den Anwesenden keine Einwendung erhoben, ebenso war gegen die Aufnahme der sich zur Reception gemeldeten Personen nichts zu erinnern. Von dem Kassenbestande wurden 100 M bei der städtischen Sparkasse zu belegen.

2. Die Königschusstage wurden auf den 19. und 20. Juli d. J. Angesetzt.

3. In Folge der Wahl wurde für den Zeitraum von 1888, 89, 90, die Herrn Aug. Lange, Georg Meyer und Aug. Kossow als Committe Mitglieder gewählt, in welche die auf sie gefallene Wahl.

4. Die Annahme der Musici sowie der Tambour wird der Committe übernehmen.

5. Über die Teilnahme an den Bällen bleiben die Bestimmungen nach § 4 im Jahre 1884 von Bestand.

6. Den Ball am 1sten Tage findet im Brugerschen Lokale und am 2ten Abend im Lagemannschen Lokale statt.

7. Tanzordner am ersten Ball Abend sind Albert Niemann und Ernst Lüders am 2ten Ball Abend dieselben.

8. Die Bestimmung in § 13 vom Jahre 1885 bleiben von Bestand.

9. Revisoren der Schützenrechnung p. 1888 – 89 bleiben die bisherigen Revisoren Kaufleute E. Broder und E. Salchow.

10. Ausmessung der Knöpfe werden die Zunftmitglieder Harm und Salchow übernehmen.

11. Hinsichtlich der Besoldung der Totenträger wurde bestimmt, daß 6 rüstige Leute zu 24 Mark auf 1 Jahr in bisheriger Weise anzunehmen sein.

12. Die Vermessung der Buden Plätze besorgt die Committe. Da Herr Lange die Berechnung der Zunftkasse abgegeben hat, so ist statt seiner vom Magistrat der Tischlermeister Ziems gewählt. Demselben ist das Sparkassenbuch Nr. 169 über 479,54 Mark so wie bar 134,66 Mark von den Berechner Lange eingehändigt worüber von ihn zu Protokoll quittiert worden ist.

13. Da in diesem Jahr die hundertjährige Jubilarfeier der hiesigen Schützenzunft bevorsteht und solche auf allgemeinen Wunsch angemessen gefeiert werden soll, so wird das Offiziercorps so wie die Committe ehebaldigst zusammen treten, um demnächst mit Vorschlägen für die angemessene Feier hervorzugehen, worauf in einer anberahmenden Schützenzunftversammlung das Weitere festgesetzt werden soll.

L Mau     G Meyer     Aug. Lange     Aug. Kossow   

E Salchow     A Clasen     Vollrath“

 

„Die hundertjährige Jubiläumsfeier der Schützenzunft im Jahre 1889.“

 

Im Juli 1888 wollte die Schützenzunft eine hundertjährige Jubelfeier begehen. Nach der Ansicht mehrerer alter Zunftgenossen war dieser Zeitpunkt nicht richtig gewählt. Zwar stammte das letzte Privileg von 1788; doch wenn die Schützenzunft bereits im Jahre 1694 ihren Willkomm angeschafft hatte, so müsste hieraus gefolgert werden, daß die Zunft schon eine längere Zeit bestanden habe. Jedenfalls meinten einige, daß die Neukalener Schützenzunft im Sommer 1894 ihr 200jähriges Bestehen feiern könnte. Die Feier sollte dann aber doch 1888 stattfinden.

Sie musste wegen Ablebens des Kaisers Friedrich dann aber um ein Jahr verschoben werden.

Die folgenden Protokolle geben uns darüber Auskunft:

„In Folge des in der am 22. d. M. stattgehabten General – Versammlung der Schützenzunft uns gewordenen Auftrags, in Gemeinschaft mit den Herrn Offizieren über angemessene Vorschläge in Betreff der bevorstehenden 100jährigen Jubilarfeier unserer Schützenzunft zu beraten, ist heute dieserhalb eine Versammlung abgehalten. In derselben ist nun beschlossen:

1. Die Jubelfeier am zweiten diesjährigen Königschusstage zu begehen.

2. Zu derselben die Schützenzünfte von Malchin und Dargun einzuladen.

3. Die eingeladenen Gäste sollen ersucht werden, am Festtage morgens 8 Uhr hier einzutreffen, um einen Festzug durch die Stadt mitzumachen.

4. Zunächst sollen die Gäste mit einem Frühschoppen auf Kosten der Schützenzunft bewillkommt werden, auch selbstverständlich um ihren Besuch des Festballes gebeten. Von einem Freiquartier für dieselben wurde einstweilen Abstand genommen, jedoch dürfte dasselbe unserer Meinung nach in Rücksicht auf die hiesigen Festverhältnisse notwendig sein.

5. Hauptsache ist, zu dem Feste unsere Stadt außergewöhnlich mit Flaggen und Girlanden zu schmücken, wozu eine Verschönerungs- Committe zu wählen. Ebenso möchte eine Empfangs- Committe zu bestimmen sein.

6. Mehrseitig wurde auch der Wunsch laut, zur Verherrlichung des Festes auch vor Allem eine Vermehrung des Musikcorps zu bestimmen.

7. Die durch das Fest entstehenden außerordentlichen Kosten sind auf 150 M bis 200 M veranschlagt.

Wir verstellen das Vorstehende zur weiteren definitiven Bestimmung der Schützenzunft.

Neukalen, den 31. Mai 1888.                                                 Die Festcommitte

                                                                              G Meyer     Aug. Lange     Aug. Kossow

 

In der heutigen Versammlung wurde daß, von der Festcommitte eingereichte Projekt, betreffend die Jubelfeier der hiesigen Schützenzunft vom 31. Mai d. J. vorgelesen, darauf dasselbe in den einzelnen Ansätzen durchgegangen, und hierauf beschlossen:

ad 1.    Die Jubelfeier findet am 2. diesjährigen Königschusstage statt.

ad 2.    Die proponirte Einladung der Schützenzünfte Malchin und Dargun wurde genehmigt.

ad 3.    Bleibt in der vorgeschlagenen Wiese von Bestand.

ad 4.    Die Gäste sind mit einen Frühschoppen hier in der Stadt und zwar in diesem Lokale bei Bruger zu bewillkommen. Bei der Abstimmung

            ergab sich demnächst daß mit 18 Stimmen gegen 15 dafür entschieden wurde daß den eingeladenen Gästen freies Quartier für den

            Tag anzubieten sei. Nach weiterer Abstimmung wurde mit 21 gegen 15 Stimmen beliebt daß die Eingeladenen Auswärtigen

             Freiquartier gegeben werden soll.

ad 5,6. Die bisherige Festcommitte wird nach ihren Ermessen aus den Schützenbrüdern noch einige zu Hülfe wählen, und sowohl für die

             Hergabe von Quartieren wie auch für den Empfang der Gäste und die Decuration des Schützenplatzes pp Sorge tragen. Die

             Festcommitte wird auch für die Vermehrung des Musikcorps Sorge tragen.

ad 7.    Ein Maximum hinsichtlich der Ausgabe lässt sich zu Zeit nicht festsetzen. Zu den Kosten eines angemessenen Feuerwerks sind 25 bis

            30 Mark ausgesetzt und wird Herr Salchow das Weitere besorgen.

L Mau     G Meyer     Aug. Kossow     Aug. Lange

                                                E Salchow     A Clasen     Vollrath     König     Hauptmann

 

Neukalen, den 2. Juli 1888

Von Seiten der Festcommitte der hiesigen Schützenzunft war die heutige Versammlung zusammen berufen, um darüber feste Bestimmung zu fassen, ob die 100jährige Jubelfeier unserer Schützenzunft wie in der Versammlung am 11. Juni bestimmt worden am 2ten diesjährigen Königschusstage zu begehen, oder dieselbe wegen der durch das Ableben Sr. Mj. des Kaisers Friedrich uns getroffenen großen Trauer noch weiter hinaus zu schieben.

In der heutigen Versammlung ist nun einstimmig beschlossen die angeregte Jubelfeier hinaus zu schieben und soll nach unsern diesjährigen Königschuss eine Generalversammlung der Schützenzunft angesetzt werden, um über den Tag der Feier in Grundlage der in der Versammlung vom 11. Juni d. J. gefasste Beschlüssen das Nähere zu bestimmen.

Vorgelesen genehmigt und beschlossen.                      G Meyer     Aug. Kossow     Aug. Lange

                                                         E Salchow     A Clasen     König     Vollrath     Hauptmann

 

Schützenkönig 1888 wurde Georg Zingelmann (Ackersmann)

 

Neukalen, den 28. August 1888

In Folge des Beschlusses der Zunftversammlung des 2. Juli d. J. war auf heute Abend im Seemannschen Lokale eine weitere Versammlung angesetzt um über die Frage zu besprechen, ob die 100jährige Jubelfeier der Schützenzunft in diesem Jahre noch stattfinden oder etwa bis zum nächstjährigen Königschusse hinausgeschoben werden solle. Da die Anwesenden verschiedener Meinung waren, so wurde hierfür abgestimmt und wurden abgegeben 23 Stimmen mit Ja! und 7 Stimmen mit Nein!, mithin durch Stimmenmehrheit beschlossen, daß die 100jährige Jubelfeier unserer Schützenzunft noch in diesem Jahr abgehalten werden solle. Es wurde als Festtag der 21. September da zu festgesetzt. Über die weiteren Einrichtungen des Festes ist eine Generalversammlung der Zunft notwendig und dazu der 4. September cr. festgesetzt, wenn nicht von Herrn Patron anderweitig bestimmt wird.

Verlesen genehmigt und geschlossen.    G Meyer     Vollrath     Aug. Lange     Fr. Zingelmann

 

Neukalen, den 5. September 1888

In der heutigen Versammlung wurde von den Patron proponirt, mit Bezug auf die späte Jahreszeit es nicht empfehlenswert sei das Jubiläum der Schützenzunft auf das nächste Jahr im Sommer mit den gewöhnlichen Königschuss zu verlegen. Da dieserhalb verschiedene Ansichten lautbar wurden, so wurde Abstimmung beschlossen und haben die jenigen welche für die Aussetzung der Feier bis zum nächsten Jahre sind auf ihren Stimmzettel Ja! und diejenigen welche die Aussetzung nicht wollen auf ihre Stimmzettel Nein! zu Schreiben. Das Resultat der Abstimmung ergab daß mit 22 Stimmen für Ja also für Aussetzung und mit 14 Stimmen für Nein entschieden wurden.

              L Mau     Aug. Kossow     Aug. Lange     G Meyer     E Salchow

 

 

1889

 

 

Neukalen, den 14. Mai 1889

In der heutigen Versammlung wurde

1. Die Einladung der Centra l – Committe für das X. Mecklbg. Landes Schützenfest zu Güstrow vom 7. – 10. Juli d. J. nebst Anlagen verlesen, und wollen diejenigen Schützenbrüder, welche an der Festlichkeit teilnehmen wollen, ihre desfallsige Anzeige beim Schützenbruder Georg Meyer und zwar bis zum 15. Juni a c. machen zu solchem Zweck die Einladung nebst Anlage eingehändigt wurden. Derselbe wird demnächst darüber berichten.

2. Die Anzeige des Schützenbruders Vollrath über seinen Austritt wegen Krankheit aus der Schützenzunft.

3. Was die bevorstehende Jubiläumsfestlichkeit anbetrifft, so bleiben davon die desfallsigen Beschlüsse von 11. Juli 1888 sub 1, 2, 3, 4, jedoch mit Ausnahme des freien Quartiers, sub 5, 4, 6, jedoch mit Ausnahme des freien Quartiers, wobei der jetzigen Fest Committe anheimgegeben wird nach ihrem Ermessen eine behufige Anzahl Schützenbrüder zur Beihilfe zu erwählen, sub 7 bleiben von Bestand.

4. Als Königschusstage sind in Aussicht genommen der 4. und 5. Juli d. J.

5. Zur Deckung der Jubiläumskosten soll eine Missive in der Stadt circuliren um Beiträge zur Deckung derselben zu erhalten und wird von der jetzigen Festcommitte die behufige Missive baldigst erlassen werden.

6. Die Neuwahl für den ausgeschiedenen Hauptmann Vollrath soll in der nächsten Versammlung am 11. Juni a. c. stattfinden.

7. Auf desfallsigen Antrag des Berechners Ziems das die Kasse zur Bezahlung der Leichenträger 15 Mark zu geschossen habe, da jeder Träger 1 Mark verlange, so wurde beschlossen, daß die Trägergebühren bei einer großen Leiche von 10 auf 12 Mark und bei einer Kinderleiche mit 4 Träger auf 4 Mark und für eine Kindesleiche mit einem Träger auf 1 Mark zu erhöhen ist.

8. Wegen des am zweiten Königschusstage Abends auf dem Festplatze stattfindenden Feuerwerks und Konzertes so wie der fremden Gäste soll der Einmarsch am 2. Königschusstage für dies Jahr cessiren.

                                                                  L Mau     G Meyer     Aug. Kossow     Aug. Lange

Neukalen, den 11. Juni 1889

In der heutigen Versammlung wurde

1. Die Rechnung pro 1. Mai 1888 bis 30. April 1889 in ihren einzelnen Ansätzen und Belegen durchgegangen.

  Die Einnahme betrug                      1026,84 M 

  Die Ausgabe dagegen                       991,06 M

  Kassenbestand                                    35,78 M

Laut vorgelegten Einlagebuchs Nr. 169 der hiesigen städtischen Sparkasse sind am 1. Oktober 1888 100, M zinsbar belegt so das zur Zeit das Einlage Capital 591,98 M beträgt, das Sparkassenbuch ist dem Berechner Ziems eingehändigt. Von den Revisoren sind Monituren nicht erhoben und bemerkte der Zunftberechner, daß weiteres Vermögen als die Spaar Einlage die Zunftkasse nicht besitze. Von den Anwesenden wurde gleichfalls gegen die Rechnung keine Erinnerung erhoben. Dem Zunftberechner ist gegeben für die Zukunft die Seitenzahlen gehörig in der Anrechnung aufzunehmen.

2. Durch Stimmenmehrheit wurde der Kaufmann Ernst Schulz mit 17 von 41 Stimmen zum Hauptmann gewählt.

3. Wurde, da nach Anzeige des Berechner Ziems der Schmidt Clasen bisheriger Leutnant als Zunftmitglied sich hat streichen lassen, statt dessen durch Stimmenmehrheit der Bäcker Brinckmann mit 21 von 36 Stimmen gewählt.

4. Auf Vortrag, daß an dem 1. Königschusstage die Schüsse bis nach 8 Uhr Abends abgegeben würden ist beschlossen, daß mit 7 Uhr Abends das Schießen am 1. Königschusstage geschlossen sein soll, ebenso soll das Schützenhaus von 12 bis 3 Uhr Nachmittag geschlossen sein.

           L Mau     Aug. Kossow     G Meyer     Aug. Lange

 

Der Schützenzunft in Neukalen sagen Wir Unsern Dank für die Uns in deren Schreiben vom 12. d. M. gemachte Mitteilung und Einladung zu ihrem diesjährigen Königsschussfeste und der damit verbundenen hundertjährigen Jubiläumsfeier, an der Wir bedauerlich verhindert sind, teil zu nehmen; Wir haben aber dem Bürgermeister, Geheimen Hofrath Mau das Commissarium erteilt, dem Königsschusse in Unserem Namen beizuwohnen und dabei die Vorschüsse für Uns und Unser Großherzogliches Haus zu verrichten.

Schwerin, den 15. Juni 1889.“

 

Über den Verlauf der Jubelfeier war weiter nichts zu erfahren. Der Großherzog soll der Schützenzunft eine Summe von 500 Mark aus seiner Privatschatulle zur Verfügung gestellt haben. Außerdem stellte er die Stiftung einer neuen Fahne in Aussicht, die dann auch 1892 verliehen wurde.

 

Aus der Malchiner Zeitung vom 9. Juli 1889 ist noch hinzuzufügen:

Neukalen, 15. Mai.

In der gestrigen Generalversammlung der hiesigen Schützenzunft wurde beschlossen den diesjährigen Königschuss am 4. und 5. Juli abzuhalten und mit dem zweiten Tage eine Feier des hundertjährigen Bestehens der Zunft zu verbinden, zu welcher die Schützengesellschaft von Malchin und Dargun eingeladen werden sollen.

 

Neukalen, 4. Juli.

In großem Festschmucke prangt heute unser Städtchen, es gilt der 100jährigen Jubelfeier unserer Schützenzunft. In allen Straßen, wo nur irgend Schützen passieren werden, hat fast jedes Haus, nicht allein von Maurer und Maler sein Äußeres verschönern lassen, sondern Fahnen und Girlanden in Menge, verleihen ihm ein reiches Festkleid. Zu dem Ganzen macht der Himmel ein freundliches Gesicht und verheißt einen guten Verlauf der Feier.

Herr Töpfermeister Rothenhäuser hatte den besten Schuss, zum Schützenkönig proklamiert, zog er am Abend gegen 10 Uhr in die Stadt. Bereits um 7 Uhr des folgenden Tages versammelten sich die Schützen von Neuem, holten den König ab zum Rathhause. Hier teilten sich die Kompanien, und zogen jede mit einem Musikkorps die erste zum Malchiner-, die zweite zum Dargunertor hinaus, um die fremden Gäste einzuholen. Fast gleichzeitig trafen gegen 8 Uhr die Malchiner und Darguner Schützen ein, wurden zunächst im Lokale des Herrn Aug. Seemann mit einem Frühschoppen begrüßt und nahmen alsdann auf dem Markte Aufstellung. Hier hielt Herr G. Meyer eine Ansprache und verlas die alten Urkunden. Alsdann verlas Herr Geheimer Hofrath Mau den von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge ihm gewordenen Auftrag und brachte ein Hoch auf Allerhöchstdenselben aus, in welches die gesamte große Menge der Anwesenden begeistert einstimmte. Nach einem von den Malchiner und Darguner Gästen ausgebrachten Hoch auf die Neukalener Schützenzunft erfolgte der Festumzug durch die Straßen, wie ihn die 100jährige Zunft bis jetzt wohl nicht gesehen; drei Könige waren in dem Zuge. Die Darguner Zunft überreichte durch Herrn Bademeister Schlie ein prachtvolles Schild, das zur Zierde des Schützenkönigs dienen soll.

Der Festplatz im Gartsbruch war gleichfalls festlich dekoriert, und wurde von einer festlich erregten Menge in allen seinen Teilen gefüllt. Das Schießen nach der Scheibe fand sehr rege Beteiligung und es wurden so viele Knöpfe geschossen daß es fast ein Centrumschuß sein musste wenn er einen Gewinn erzielen sollte. Am Abend war der Gartsbruch prachtvoll erleuchtet, auch Raketen und bengalische Flammen abgebrannt. Der 3. Festtag am gestrigen Sonntag verlief wieder recht lebhaft, es waren viele Landleute zur Stadt gekommen, und das Malchiner Dampfschiff „Pilot“ brachte uns etwa 100 Gäste. Leider begann es um 7 ½ Uhr zu regnen wodurch das schöne Fest etwas gestört wurde.

 

Malchin, 5. Juli.

Auf 6 Leiterwagen und zwei Privatwagen rückte heute morgen ein ansehnlicher Teil unserer Schützenzunft (etwa 90 Personen hatten sich unterschrieben) aus; um sich zur Jubelfeier nach Neukalen zu begeben. Voraussichtlich dürfte das Fest aber durch starke Regenschauer, die heute Vormittag dorthin sich entluden und auch uns von dem so lang ersehnten Nass spendeten sehr beeinträchtigt worden sein.

 

Neukalen, 5. Juli.

Am gestrigen, unsern ersten Königschusstage bewies sich das Wetter, trotz aller bedenklichen Aussichten doch noch günstig. Das Fest verlief aufs beste und unter lebhafter Beteiligung seitens der Bevölkerung. Herr Töpfermeister Rothenhäuser erwarb die Königswürde.

 

 Schützenkönig 1889 wurde Carl Rothenhäuser (Töpfermeister)

 

 

1890

 

 

„Neukalen, den 27. Mai 1890

In der heutigen Versammlung wurde

Die Rechnung pro 1. Mai 18898/90 in ihren einzelnen Ansätzen und Belegen durchgegangen:

  Die Einnahme hat betragen     1751,28 M

  Die Ausgabe dagegen             1694,64 M

  Mithin Kassenbestand                  56,64 M

Von der Revisionscommitte ist gegen die Rechnung bemerkt lt. Belag Nr.42, daß die Beläge über Einnahmen der Sonntags – Scheibe für Knöpfe und für verliehene Flaggen fehlen; Von der Versammlung wurde bemerkt, daß die Sonntags Scheibe 3 M koste und darüber nie eine Einnahmebeleg erteilt worden, da der Kassen Berechner diese 3 M sofort an dem Sonntage in Empfang nehme; dagegen hat der Zunftschreiber die am Sonntag geschossenen Knöpfe conforato cap: 3 an Zuschuss Juli 16. und die Einnahme für verliehene Flaggen eben daselbst Juli 19. specieller als geschehen aufzuführen und nächsten Rechnung zu erledigen. Zur Jubilarfeier sind von der Schweriner Sparbank 350 Mark angeliehen, welche von dem bei hies. Sparkasse belegten Capital am 20. Januar 1890 mit 350 Mark wieder abgetragen worden. Das Einlagebuch Nr. 169 schließt mit einem Bestande von 624,89 Mark wo von die ebenerwähnten 350 Mark noch in Abzug zu bringen sind. Daher verbleiben 274,89 Mark. Gegen die Rechnung fand sich weiter Nichts einzuwenden.

2. Die Bestimmung sub 4 des vorjährigen Beschlusses bleibt von Bestand.

3. Die Königschusstage sind auf den 10. und 11. Juli d. J. festgesetzt.

4. Zu Offizieren sind gewählt: Schmidt Clasen mit 45, Schuster Fritz Rothenhäuser mit 34, Ziegler Wolff mit 31, Kfm. Rud. Mamerow mit 25 Stimmen

5. Für das Committe Mitglied Aug. Kossow wurde von jetzt an auf 4 Jahre durch Stimmen Mehrheit gewählt der Dr. Lönnies hiers. Mit 28 Stimmen.

6. Das Committemitglied G. Meyer ist wegen seines Alters von der Teilnahme an den Auszügen dispensiert.

7. Die beiden Hauptleute werden für die Zukunft als Mitglied der Festcommitte beitreten.

8. Die Anordnung der Tänze, Engagement der Musik, Trommelschläger pp wird der Festcommitte überlassen.

     L Mau   G Meyer   Aug. Lange   E Salchow   Ernst Schulz“

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß sich 1890 eine „Leichenbeerdigungs- Gesellschaft“ in Neukalen bildete:

Aus dem „Neukalener Wochenblatt“ Nr. 67, Jahrgang VI vom 4. Juni 1890:

„Neukalen, 2. Juni 1890. In einer gestern Abend im Lagemann´schen Lokale abgehaltenen Versammlung constituirte sich hier eine „Leichenbeerdigungs-Gesellschaft“. Die vorgelegten betr. Statuten wurden einstimmig genehmigt und erklärten die Anwesenden, etwa 80 an der Zahl, durch Unterschrift derselben ihren Beitritt, - Weitere Anmeldungen zum Beitritt nimmt der Arbeiter Schlie hierselbst entgegen.“



1891 bis 1900